Reisen - Bretagne - Cap Frehel

Eine Wanderung auf dem Cap Fréhel

Die Wanderstrecke (grün)
Die Wanderkarte, Route in grün [§]

Eine unserer liebsten Touren ist die Wanderung ums Cap Fréhel. Das Cap Fréhel ist von Erquy aus in 20-30 Minuten mit dem Auto zu erreichen - je nachdem wer fährt ;-)

Die Wanderung ist landschaftlich sehr abwechslungsreich und bietet viele schöne Stellen, die zu einem kurzen Stopp einladen: sei es zum gucken, zum fotografieren oder für ein Picknick. Die Strecke beträgt etwa 18-20 Kilometer, es geht einige Male die Klippen auf und ab; teils über schmale, ausgetretene Pfade, teils über mal besser, mal schlechter ausgebaute Treppen. Man sollte also halbwegs gut zu Fuß sein, und auch das Schuhwerk entsprechend wählen. Die reine Laufzeit beträgt etwa 3,5 Stunden, je nachdem wie flott man unterwegs ist, aber man sollte ruhig einen ganzen Tag dafür einplanen, damit genug Zeit bleibt um die Landschaft und die vielen Eindrücke zu genieîen.

Wir starten meist am Fort la Latte. Das Fort wurde im 13. Jahrhundert erbaut und im 17. Jahrhundert nach Plänen von Vauban umgebaut. 1931 wurde es zum Denkmal erklärt; heute ist es für die Öffentlichkeit zugänglich und kann besichtigt werden (Informationen zur Besichtigung). Auch als Filmkulisse ist es sehr beliebt, z.B. "Die Wikinger" mit Kirk Douglas und Tony Curtis wurde hier gedreht.

Dschungel im Parc de la Latte

Vom Fort aus geht es zunächst in südwestlicher Richtung. Wir durchwandern den Parc de la Latte, wo sich die Vegetation recht erheblich vom sonst an der Küste üblichen Ginster, Farn und Heide unterscheidet. Hier gibt es Ansammlungen von Kiefern und Eichen, die man nahezu als Wald bezeichnen könnte, mit dichtem Unterholz und üppigem Grün. Wenn man bei sonnigem Wetter am Vormittag hier wandert, sind das Licht und die Farben einfach fantastisch, besonders im Spätsommer und Herbst, unserer bevorzugten Reisezeit für die Bretagne.

Wir wandern den Küstenwanderweg GR34 bis zu dem kleinen Dorf La Ville Tourin, dort biegen wir ins Landesinnere ab, um die Landspitze zu überqueren. Hier liegt auch La Ville Boutier, ein wirklich schnuckeliges kleines Dorf, mit hübschen Häusern vor und an denen alles blüht und grünt; ich will mich gar nicht lange mit Beschreibungen aufhalten, die Bilder sprechen einfach für sich.

Das blühende Dorf

Alternativ kann man auch den größten Teil des Dorfes umgehen und mehr durch die Natur wandern; diese Route ist etwas kürzer. Allerdings ist sie im Sommer/Herbst nur bedingt zu empfehlen, wir haben sie in Anlehnung an Tolkiens "Herr der Ringe" die "Mückenwassermoore" genannt - dieser Name dürfte auch all denen, die mit Mittelerde nicht so vertraut sind eine Ahnung geben, was einen dort erwartet ... Im April/Mai konnten wir aber immer unbehelligt dort wandern.

Über die Dorf- und Landstraßen geht es zurück zur Küste, die wir ein ganzes Stück vor dem Cap Frehel wieder erreichen. Von hier aus hat man einen hervorragenden Blick aufs Meer mit den hohen Steilküsten und auf den Leuchtturm; genau der richtige Platz für ein Picknick, denn inzwischen liegt gut über die Hälfte der Wanderung hinter uns.

Neben dem üblichen Rat, genug Wasser einzupacken - denn es gibt unterwegs keine Einkaufsmöglichkeiten - kann ich nur dazu raten auch eine ausreichende Menge Baguette, Käse, Salami und etwas Rotwein mitzuführen. Hier kein Picknick zu machen wäre eine Sünde!

Frisch gestärkt geht es weiter Richtung Cap und Leuchtturm. Vereinzelt trifft man unterwegs, wie an vielen Küstenabschnitten der Bretagne auf Zeugnisse "deutscher Betonbaukunst aus dem zweitem Weltkrieg", diese werden inzwischen aber immer mehr von der Natur zurückerobert.

Phare de Fréhel

Schließlich erreichen wir das Cap mit seinen beiden Leuchttürmen; der alte Leuchtturm wurde 1695 ebenfalls von Vauban erbaut, er wurde zunächst mit Kohle, später mit Fischöl betrieben, der neue Leuchtturm wurde in den Jahren 1946-50 aus rosa Sandstein gebaut und ist 33m hoch, er kann in der Hochsaison auch besichtigt werden - 144 Stufen führen hinauf zur umlaufenden Brüstung, die besonders an klaren Tagen einen schönen Blick über Meer und Umland bietet. (Dazwischen gab es noch einen weiteren Leuchtturm, er wurde 1847 eröffnet und am 11. August 1944 von deutschen Truppen gesprengt.)

Das Cap Fréhel ist ein beliebtes Ziel für Ausflügler. Es wird häufig auch von Reisebussen für einen kurzen Stopp angesteuert; meist umrunden die Scharen aber nur einmal den Leuchtturm um dann wieder weiter zu fahren. Sobald man ein Stück weggewandert ist, kehrt ohnehin wieder Ruhe ein. Es lohnt aber trotzdem einen Blick zu werfen. Wie gesagt: die Klippen hier sind spektakulär, sie ragen bis zu 70 m über dem Meer auf.

Wer das Cap Fréhel einmal ungestört genießen möchte, dem sei empfohlen kurz vor Sonnenuntergang vorbei zu schauen; dann ist hier Ruhe eingekehrt. Der Parkplatz ist menschenleer, keine Autos, keine Reisebusse, ein Bild, das man sich noch ein paar Stunden zuvor kaum hätte vorstellen können - es ist so still, dass man das Meer rauschen und die Möwen schreien hört. Das Farbspiel des Himmels bei schönen Wetter ist sehenswert; und wenn dann bei Einbruch der Dunkelheit der Leuchtturm eingeschaltet wird, ist auch das ein Moment, für den sich die abendliche Anfahrt gelohnt hat. Wir waren am Vorabend meines 40. Geburtstags da, und es war unglaublich! Die schönste und größte Geburtstagskerze, die ich je hatte! Nur das mit dem Auspusten hat nicht so recht geklappt :-)

Heide und Ginster am Cap Fréhel

Sobald man Cap Fréhel hinter sich gelassen hat, geht es an der Küste entlang wieder zurück zum Fort la Latte, das man schon bald vor sich auf seiner Landzunge liegen sieht. Auch wenn es zum greifen nahe scheint: es sind noch einige Kilometer bis dorthin; allerdings sehr lohnende Kilometer. Hier gibt sich wieder das von der Bretagne gewohnte Bild, Abschnitte mit Heide, Farn und kleinen Ginsterbüschen wechseln mit mannshohen Hecken aus Stechginster, Brombeeren und sonstigem Gesträuch. Besonders im Spätsommer ein Traum aus ginstergelb und den verschiedenen lila, altrosa und rostrot Farbtönen der Heide, gesprenkelt mit roten und schwarzen Brombeeren.

Schließlich hat man das Fort la Latte wieder erreicht; um viele schöne Bilder (im Kopf und wahrscheinlich auch in der Kamera) reicher, werfen wir nun einen letzten Blick, um uns dann an den Anstieg zum Parkplatz hinauf zu machen.

Und wenn es Euch auch nur halbwegs so geht wie uns, dann denkt man noch während man am Auto die Wanderstiefel auszieht: "Das müssen wir unbedingt noch mal wiederholen!"